We’ll cross the bridge when we come to it!
Mit meinem Hang zu Anglizismen habe ich, Martin Dannenmann, schon mal den einen oder anderen Augenroller ausgelöst, ich weiß. Aber jetzt stehe ich tatsächlich an der Brücke, das Brückenfest ist Corona zum Opfer gefallen – und bin gespannt auf das, was mich ab 1. August auf der anderen Seite erwartet. Langeweile wird es auf jeden Fall nicht sein. Alle Kinder sind in der Enkelproduktion, und nicht wenige Gruppen und Vereine haben Erwartungen angemeldet, und dann gibt’s ja noch die eigenen Projekte und vor allem die beste Ehefrau von allen!
Ich scheide nicht als grumpy old man – obwohl ich auch genug Material für eine ungehaltene Rede hätte – sondern in großer Dankbarkeit für ein erfülltes und abwechslungsreiches Berufsleben.
Viele von Euch/Ihnen haben über all die Jahre dazu beigetragen, dass ich heute ein positives Fazit ziehen kann.
Ich musste nie an Toren rütteln. Aber immer, wenn sich eine Tür auftat, war meine Neugier größer als die Angst zu scheitern. So ging es von der Realschule aufs Wirtschaftsgymnasium, dann zum Handelslehrerstudium nach Mannheim, in die Junglehrerjahre, dann für fünf Jahre ans Kultusministerium, ab 1996 in die Schulleitung und danach immer wieder in neue Aufgaben und Funktionen.
24 Jahre als Schulleiter an einer kleinen Schule, das klingt zunächst nicht nach großer Abwechslung. Und ich schwöre: Es war nicht das gute Essen, die Bälle und Reisen, die die Faszination der Hofa für mich ausmachten, sondern es waren die jungen Erwachsenen, die über oft holprige Bildungswege zu uns kommen, aber Neugierde und Begeisterungsfähigkeit mitbringen und neben den reinen Lerninhalten auch Orientierung und Anregungen suchen.
An einer branchenbezogenen Fachschule, an der man die Lebenswege vieler Absolventen teilweise über Jahrzehnte verfolgen kann, sieht man deutlicher als anderswo, welch gesellschaftlich wichtige und sinnvolle Arbeit wir im beruflichen Schulwesen leisten. Für diese Erfahrung der Wirksamkeit der eigenen Tätigkeit habe ich mich gerne dem Amusement-Verdacht als Schulleiter der Hotelfachschule ausgesetzt. Ja, es gab viele Momente an der Schule, um die man mich beneiden konnte. Aber diese Momente mussten erarbeitet werden und die Leitung kleiner Schulen – zumal wenn sie keine Pflichtbildungsgänge haben – mit hoher Unterrichtsverpflichtung, ist bestimmt kein bed of roses.
Nun blicke ich mit Neugier nach vorne, halte mich mit guten Ratschlägen zurück und wünsche Euch/Ihnen allen eine erholsame Sommerzeit und ein gutes neues Schuljahr mit einem Ende des Corona-Tunnels. Man sagt, im Ruhestand könne man endlich das tun, was man will, man müsse es nur wollen. Ich will!
Herzliche Grüße aus Heidelberg von Martin Dannenmann