Ein Hauch Geschichte auf 380 Metern Höhe

Karlsruhe. Ein frischer Wind weht über den Bergrücken südöstlich von Bühl – und mit ihm kam einst der Name: Wind-Eck. Mehr als 800 Jahre ist es her, dass die Herren von Windeck hier auf rund 380 Metern Höhe ihre trutzige Burg errichteten. Strategisch günstig auf einem Bergsporn gelegen, wurde die Burg zur uneinnehmbaren Festung – ein Monument mittelalterlicher Wehrbaukunst. Dicke Mauern, ein versteckter Eingang im vierten Stock und ein wehrhafter Turm sorgten dafür, dass selbst die Grafen von Württemberg und die Stadt Straßburg bei ihren Belagerungen erfolglos blieben. Die Herren von Windeck waren nicht nur mächtige Burgherren, sondern auch Schirmvögte des Klosters Schwarzach. Sie standen im Dienst der Grafen von Eberstein, später auch der Bischöfe von Straßburg und des Markgrafen von Baden – ein Beweis ihres weitreichenden Einflusses.


Im 14. Jahrhundert jedoch traf ein verheerendes Feuer die Burganlage. Wohnungen und Stallungen wurden zerstört. Doch Reinhard von Windeck ließ sich nicht entmutigen – er baute die Anlage wieder auf. Zwei weitere Jahrhunderte lebten seine Nachfahren auf der Burg, bevor sie in den Schlosshof nach Bühl zogen und die Burg dem Zahn der Zeit überließen.


Heute erwacht die Burg Windeck regelmäßig zu neuem Leben – so auch bei einer besonderen Führung, die die Teilnehmenden der Region Karlsruhe mit auf eine Reise in die Vergangenheit nahm. Zur Einführung verwandelte sich einer der Teilnehmer in „Ritter Stefan zu Windeck“. Der ehemalige Gendarm der Stadt und heutige Castellan führte mit Augenzwinkern durch das alte Gemäuer. Vom ehemaligen Kerker ging es hinauf auf den 28 Meter hohen Bergfried. Nach mehr als 130 schmalen Holzstufen wurden die Mühen des Aufstiegs mit einem atemberaubenden Panorama belohnt: Der Blick schweifte über die Rheinebene bis hin zum Pfälzer Wald und bis nach Straßburg.


Den gelungenen Abschluss bildete ein gemeinsames Abendessen im nahegelegenen Restaurant Jägersteig. Gastgeber Peter Leppert (90/92) servierte ein raffiniert zubereitetes vegetarisches Vier-Gänge-Menü auf der Terrasse mit Blick über das Rheintal. Bei angeregten Gesprächen und einem stimmungsvollen Sonnenuntergang war die Gegenwart wieder spürbar – und doch schwang die Geschichte von Burg Windeck noch immer in der Luft.
Maria-Luise Gerber